Zeitplan

 

 

 

 

 

Ausstellung | Performances | Lectures

30.10.  16 – 23 Uhr
31.10. bis 01.11.  
11 – 23 Uhr

Gasteig Foyer und angrenzende Räume

 

 

 





 

 

 

 

 

 

 

 

 

Mit Unterstützung des Programms »Creative Europe« der Europäischen Kommission und der Allianz Kulturstiftung, dem Goethe-Institut und dem Kulturreferat der Landeshauptstadt München

           

 

      

 

Die Jahre ab 2010 waren weltweit und überraschend geprägt von Protesten unterschiedlichster Art. Neuartig war, dass Aufstände in Ländern stattfanden, in denen man dies zuvor nicht erwartet hatte: in der arabischen Welt, in vermeintlich stabilen Regionen wie Europa und den USA, in „aufstrebenden“ Staaten wie der Türkei und Brasilien, in der Ukraine, in Hong Kong und Taiwan. Costas Douzinas, Keynote-Sprecher bei „WAKE UP! Versammlung für ein anderes Europa“ (SPIELART 2013) geht so weit, von einem „Zeitalter des Widerstandes“ zu sprechen und prognostiziert: „Eine Sequenz von Aufständen wird die weltpolitische Landschaft in der nächsten Periode beherrschen. Die Möglichkeit radikalen Wandels wurde entschieden auf die historische Tagesordnung gesetzt.“ Parallel dazu wurden in Ländern, die von den Protesten der letzten Jahre weniger betroffen waren, die Kunstszenen heftig von einem aktivistischen Veränderungswillen „infiziert“. Der Grund dafür dürfte in einer sich zunehmend verbreitenden universalen Kapitalismuskritik, die auch eine Kritik des Kunstmarktes miteinschließt, liegen – aber auch im selbstdefinierten Anspruch, „Relevantes“ zu zeigen und im Wunsch, dem eigenen Tun als Künstler, Kurator oder Theaterleiter einen „Sinn“ zu geben. Diese Entwicklung blieb nicht unwidersprochen: der Artivismus – die Kombination von „Aktivismus“ und „Art“ – arbeite an der Selbstabschaffung der Kunst und mache sich anmaßend Probleme zu eigen, die außerhalb der eigenen Wirkungsmacht liegen würden.

Um nach zahlreichen Veranstaltungen zu Artivismus und aktueller politischer Kunst nochmal einen Schritt zurückzutreten und „Grundlagenforschung“ zu betreiben, hat SPIELART einen Open Call ausgeschrieben, der weltweit auf unterschiedlichen Kanälen, von Kulturinstitutionen bis zu Graswurzelorganisationen, versendet wurde. Diesem Aufruf folgten knapp 800 Einsendungen, von denen 50 ausgewählt wurden. Die Form der nun im Gasteig präsentierten Arbeiten ist vielfältig: von Fotografie, Plakatkunst, aktivistischen Projekten über (theatrale) Installationen und Videos bis hin zu (partizipativen) Performances; von dokumentarischen bis hin zu fiktionalen Ansätzen. Auffällig ist, dass sich – entgegen der intensiv geführten Diskussion über den Einfluss sozialer Medien auf die Protestbewegungen – zahlreiche Arbeiten mit traditionellen bzw. vorkolonialen Techniken auseinandersetzen oder sich auf historische Ereignisse beziehen. Inhaltlich war es entscheidend, Themen zu wählen, die globale Gültigkeit besitzen. Dabei kristallisierten sich verschiedene Schwerpunkte heraus: Zum einen die Auseinandersetzung mit der Idee der Nationalstaaten, deren Selbstrepräsentation, der EU-Krise, mit (kolonialen) Grenzziehungen und der Abschottung gegenüber Anderen. Des Weiteren gibt es Projekte, die die unterschiedlichen Proteste der letzten Jahre reflektieren. Ein dritter Fokus liegt auf Arbeiten, die die Möglichkeiten und Grenzen individuellen Engagements diskutieren und konkrete Utopien vorstellen.

Die Veranstaltung im Gasteig wird ergänzt durch mehrere kuratierte Performances auf anderen Bühnen des Festivals.